René Vulliez, Lehrer und Widerstandskämpfer (1919 – 1945)
René Laurent Vulliez wurde am 23. Januar 1919 in Lyon geboren. Sein Vater arbeitete als Mechaniker in Montplaisir, dem Arbeiter-Vorort von Lyon. 1930 lebte René Vulliez mit seiner Mutter in Grenoble. 1936 konnte er in der „Ecole Normale d’Institeur“ studieren, um Grundschullehrer zu werden. Er galt als äußerst intelligent und interessierte sich besonders für Mathematik und Wissenschaften. Seinen Kommilitonen erschien er als das „Gehirn“, mit einem zurückhaltenden Charakter und einfachem Lebensstil. Hier traf er Marius Charles. 1939 beendete er sein Studium und erhielt in Heyrieux für zwei Monate (Oktober -November) seine erste Stelle. Im Dezember wurde er dienstverpflichtet und an die „Engineerig Corps School“ in Versailles versetzt.
Nach der Besetzung Nordfrankreichs nahm ihn die Deutsche Wehrmacht gefangen. Er flüchtete 1941, um zu versuchen, die französische Armee des Generals de Gaulle in London zu erreichen. In der Schweiz nahm ihn die Polizei fest und lieferte ihn an die französische Polizei des Vichy-Regimes aus. Ein Militärgericht in Montpellier verurteilte René Vulliez 1941 zu einem Monat Gefängnis und zu einem Jahr Haft in der Festung Collioures. Er erhielt Berufsverbot. Nach dem Verbüßen seiner Strafe konnte er ab 1943, weil er der einzige „Ernährer“ seiner Mutter war, wieder in seinem Beruf arbeiten. Er wurde zunächst Lehrer in Valbonnais, dann Rektor in Chassieu in der Nähe von Lyon.
Ende 1944 erhielt er eine Aufforderung zur Zwangsarbeit: Deutschland braucht Lehrer! Am 15. Mai 1944 beendete er seine Arbeit und schloß sich in Domène bei Grenoble der „Geheimen Armee“ an, der Gruppe seines Freundes Marius Charles. Leiter der Gruppe war Henri Segal. Er bekam den Tarnnamen „Laurent“ und erhielt die Aufgabe eines Verbindungs-Agenten. Seine Freunde in der Gruppe der sechs waren: Henri Coeur, Eugène Gudin, Georges Bois, Angelo Brunato und Marius Charles. Er begegnete Anne-Marie Mingat,“Mimi L’herme“, die in ihrem Buch „Kampf für die Freiheit 42-44“ auch René Vulliez erwähnte und über ihn schrieb: „Ein junger Lehrer, der in der Gefangenschaft starb.“ (Seite 17. Foto 5)
Über die folgenden Aktivitäten der Widerstandsgruppe ist nichts bekannt. Am Freitag, 30. Juni fingen Wehrmachtssoldaten nach einer Jagd auf Widerstandskämpfer Henri Couer, Eugène Gudin und René Vulliez im „Hotel-Restaurant du Midi“. Der Bürgermeister von Domène sah die drei Freunde abends im Hotel „Gambetta“, dem Hauptquartier der Gestapo in Grenoble. Am 8. Juli brachte man sie in das Gefängnis von Montluc in Lyon. Weitere Hinweise über diese Widerstandskämpfer fanden sich im Zusammenhang mit einem Zug, der Compiègne am 28. Juli verließ und in Neuengamme am 31. Juli eintraf. René Vulliez und Henri Cour trafen dort offenbar gemeinsam ein: Vulliez erhielt die Registrierungs-Nummer „40130“ und Cour „40131“.
Von Neuengamme aus brachte man René Vulliez zunächst nach Salzgitter-Watenstedt in das KZ-Lager Leinde-Watenstedt der „Herman-Göring-Werke“, dann ins KZ Schandelah. René Vulliez starb am 14. Januar 1945 wahrscheinlich an doppelter Lungenentzündung. Er wurde auf dem Friedhof des KZ-Lagers begraben. Seine sterblichen Überreste wurden nach Frankreich gebracht, die Beerdigung fand am 29. März 1952 in „Notre-Dame“ in Grenoble. statt. Seine Grab liegt neben dem seiner Mutter auf dem Friedhof „Petit Sablon cimetière“. Sein Tod zerstörte das Leben seiner Mutter, sie starb ein paar Jahre später in größter Armut.
Die Stadt Heyrieux ließ auf Bitten der Schulverwaltung in der Grundschule eine Erinnerungsinschrift anbringen. In Chassieu geschah dasselbe, dort wurde 1994 die an der Straße vorbeiführende Schule nach René Vulliez benannt.