Der nationalsozialistische Staat
Im Laufe des Jahres 1933 müssen viele Fachleute an Konzepten gearbeitet haben, um dem geplanten NS-Staat eine konkrete Grundlage zur Weiterentwicklung zu geben. Anfang Januar 1934 erschien ein umfangreiches durch Göring beeinflußtes Werk, das diese Aufgabe offenbar erfüllen sollte: “Nationalsozialismus in Staat, Gemeinde und Wirtschaft.“ Die Widmung lautet: “Unserm Führer zum 30. Januar 1934, dem ersten Jahrestage der Regierungsübernahme, in ewiger Treue und restlos hingebender Gefolgschaft.“
Hier soll auf dieses Buch, das in der Herzog August Bibliothek in den Lesesaal auszuleihen ist, nicht weiter bearbeitet werden. Ich möchte mit der Darstellung des Inhaltsverzeichnis belegen, wie schnell und umfassend die Nationalsozialisten in der Lage waren, ihre Ziele mit der Absicht zu verwirklichen, schwungvolle Erfolge bei der Gestaltung eines braunen Wirtschaftswunders zu erzielen, mit dem die Bevölkerung über Zwang hinaus für den NS-Staat gewonnen werden sollte. (In aktuellen Diskussionen auch 75 Jahre danach hört man von kritischen sowie von noch immer sympathisierenen Zeitzeugen die Begeisterung heraus, dass Hitler neben allen Grausamkeiten aber auch Arbeit geschaffen habe.)
Göring schrieb in seinem Vorwort u.a.: “Es liegt im Wesen des Nationalsozialismus, daß er alle Lebensbereiche ergreift und sie mit seinem Geist erfüllt. (…) Der Totalitätsanspruch, den wir Nationalsozialisten stets erhoben haben, kann auch vor den wirtschaftlichen Problemen nicht haltmachen. Es war ein grundlegender Irrtum des letzten Jahrhunderts, daß alle wirtschaftlichen Probleme aus der Sphäre des Politischen herauszulösen versuchte. Tatsächlich wird die Wirtschaft niemals florieren können, wenn eine starke und politisch kluge Staatsführung fehlt.“
Inhaltsverzeichnis:
– Das Reichsstatthaltergesetz
– Das Reichserbhofgesetz
– Nationalwirtschaft vor Weltwirtschaft
– Die Arbeitsschlacht im ersten Hitler-Jahr
(“Am 21. September 1933 ist das “Zweite Gesetz zur Verminderung der Arbeitslosigkeit“ erschienen. Dieses besteht aus folgenden Abschnitten:
1. Gebäudeinstandssetzunggesetz (Hierfür wurden 500 Mio RM zur Verfügung gestellt.)
2. Gesetz über Senkung der landwirtschaftlichen Grundsteuer
3. Gesetz über Senkung der Umsatzsteuer für die Landwirtschaft
4. Gesetz über die Steuerbefreiung für neu errichtete Kleinwohnungen und Eigenheime
5. Gesetz über Senkung der Grundsteuer für Neuhausbesitz)
– Autostraßen im neuen Staat
– Die Dreigliederung der deutschen Arbeit
– Das Ethos der neuen Arbeitervertretung
– Das Berufsethos der deutschen Beamten
– Kommunale Selbstverwaltung im nationalsozialistischen Staat
– Das soziale Versorgungsproblem
– Ständischer Aufbau
– Der Reichsnährstand, das Fundament des völkischen Sozialismus
– Das Handwerk im nationalsozialistischen Staat
– Neuordnung der Berufsarbeit des Einzelhandels
– Verkehr – Die Luftfahrt im nationalsozialistischen Staat
– Die Deutsche Reichspost
– Reichsbank und nationalsozialistische Arbeitsbeschaffung
– Staat und Banken
– Sozialpolitik in der Wende
– Ein Jahr nationalsozialistische Kulturpolitik im Arbeitsbereich des preußischen Kulturministeriums
– Deutsche Literatur der Gegenwart
– Die Volksdeutsche Forderung im Dritten Reich
– Der Führer vor dem Reichstag
– Das erste Jahr der nationalen Erhebung
Einzelbetriebe:
– Vereinigte Stahlwerke im neuen Staat
– Die deutsche Elektroindustrie
– Mannesmann-Röhren-Werk Düsseldorf
– Philipp Holzmann AG, Frankfurt
– Hoesch-Köln, Neuessen
– Die Entwicklung der deutschen Waggonindustrie
– Die preußischen Bergwerksgesellschaften
– Die deutsche Reichsbahn
– Hochtief AG für Hoch und Tiefbau
– Das Ringen der Saar-EisenindustrieWirtschaft
– Fridrich Krupp AG
– Deutschlands Verbundenheit von Nord und Süd, RWE
– Aufbauarbeit der AEG – Die Nahverkehrsmittel im Dienst an Volk und Wirtschaft – Es geht aufwärts
– Thyssen’sche Gas- und Wasserwerke GmbH in Duisburg-Hamborn
– Der Ruhrbergbau im Dritten Reich
– Rückkehr zur verantwortlichen Unternehmung und Persönlichkeit
– Die Hugo- und Mathias-Stinnes-Unternehmungen
– Brown, Boverie + Cie AG Mannheim
– Westdeutsche Tiefbohr-AG
– Babcockwerke Oberhausen
– Wasserbau
– Die deutsche Westküste
– Westfalens öffentlich-rechtliche Betriebe
– Technik im Dienst des Verkehrs
– Das Automobil schafft Arbeit
– Steinkohle-Treibstoff
– Mit vereinter Kraft
– Klöckner-Werke A.G.
– Das deutsche Branntweinmonopol
– Die gemeinnützige Bedeutung der Gasfernversorgung
– Der rheinische Braunkohlenbergbau
– Schutz am deutschen Volksgut
– Die deutsche Linotype
– Frankfurt am Main, die Stadt der Schriftgießereien
– Villeroy + Boch
– Die deutsche Qualitätsglühlampe
– Henkel
– Bauer und Landmaschine
– Teerindustrie
– Nahrung, Kleidung, Wohnung – Die öffentlich-rechtliche Feuerversicherung im neuen Deutschland
– Deutsche Dunlop-Reifen
– Reichselektrowerke
– Luftschiffbau Zeppelin G.m.b.H.
– Die geistigen Grundlagen des Wirtschaftsaufbaues
– Die Produktionsprogramme der Daimler Benz AG
– Braunkohlen- und Brikettindustrie
– Die Lage der oberschlesischen Eisenindustrie
– Die Gutehoffnungshütte
– Preußische Elektrizitäts-Aktiengesellschaft
– Der moderne Bankbetrieb
– Reichs-Kredit-Anstalt
Quelle:
Nationalsozialismus in Staat, Gemeinde und Wirtschaft, Essen 1934